Das heutige Friedrich-Schiller-Gymnasium ist ein beachtlicher städtischer Schulbau, begonnen am Ende der 20er Jahre, gestaltet in den Formen des Neuen Bauens. Das Schulgelände ist innerhalb eines Gründerzeit-Wohngebietes in der Nähe zum Schwansee-Park- und Bad im westlichen Teil Weimars gelegen. Der Schulstandort ist durch eine ruhige Lage und gute Erreichbarkeit gekennzeichnet. Das Gebäude an der Thomas-Mann-Straße 2, der früheren Sedanstraße, hebt sich städtebaulich wie architektonisch als Solitär vom Umfeld ab.

Die Errichtung des Schulbaues erfolgte über zwei Bauphasen von 1927 bis 1936 in der Regie des Architekten und Stadtbaurates August Lehrmann. Es ist ein Klinkermauerwerksbau, der in seiner inneren funktionsbezogenen Gestaltung wie auch im äußeren Erscheinungsbild den damaligen Zeitgeist widerspiegelte.

Hervorzuheben sind der Funktionalismus als Entwurfsmethode und eine durch klassische Vorstellungen geläuterte Modernität als Formbildungsprinzip. Der gelungenste Akzent in dieser Architektur ist der Uhrturm an der Nordwestecke, der die Symmetrie des Gebäudes wirkungsvoll bricht.

Die Uhr dient als Wahrzeichen des Gymnasiums. Sie wurde im Kulturstadtjahr 1999 vom Förderverein des Gymnasiums rekonstruiert. Das großzügige Schulgebäude, nach der ersten Bauphase im Dezember 1930 mit dem Namen Schillers verknüpft, erfüllte über Jahrzehnte hinweg seine Aufgabe. Nach seiner ursprünglichen Nutzungsbestimmung als Mädchenschule wurde das Gebäude bald als höhere Schule, ab 08.01.1931 als Realgymnasium und ab 1936 als Oberrealgymnasium genutzt. Ab Anfang des 2. Weltkrieges diente es auch als Lazarett und schon ab Oktober 1945 wurde der Lehrbetrieb als Schule zur Erlangung der Hochschulreife wieder aufgenommen.

Bereits der Nutzung als Gymnasium zuzurechnen ist die Ausführung der Aula und des Musiksaales im Jahre 1936/37, die beide bauhistorisch wertvoll sind und als Pointe der Innenarchitektur gelten können. Das Gebäude verfügt außerdem über einen Mehrzweckraum, ehemals Gymnastikraum, später auch für Kinovorführungen ausgebaut, der gegenwärtig als Prüfungs- und Kursarbeitsraum u.ä. genutzt werden kann, sowie über eine Sternwarte mit leistungsfähigen Refraktoren und Reflektoren auf dem Dach des Turmes.

Nach der Wiedereröffnung im Herbst 1945 als einzige Oberschule zur Erlangung der Hochschulreife in Weimar wurden bis 1952 drei Unterrichtszweige geführt, der sprachliche, alt-sprachliche und mathematisch-naturwissenschaftliche Zweig. Ab 1952 wurden lediglich der neusprachliche und der mathematisch- naturwisenschaftliche Zweig in der Friedrich-Schiller-Schule (FSS) fortgeführt. 1960 erfolgte die Namensgebung: Erweiterte Oberschule (EOS). 1966 wurden die sogenannten Vorbereitungsklassen 9 und 10 eingeführt. 1969 erfolgte die Aufnahme des Spanischunterrichtes. 1980 endete die Aufnahme der Vorbereitungsklassen, außer der neusprachlichen Spezialklassen in Spanisch und Russisch.

Im Schuljahr 1990/91 wurde mit der Aufnahme der Vorbereitungsklassen in der 9. und 10. Jahrgangsstufe die mathematisch-naturwissenschaftliche Orientierung des ehemaligen Oberrealgymnasiums wieder aufgenommen. 1991/92 erfolgten erstmals Neuaufnahmen ab Jahrgangsstufe 5 mit der ersten Fremdsprache Englisch und der 2. Fremdpsrache Französisch, Latein und Russisch.

Am 16.12.1991 wurde der Schule öffentlich der Name Staatliches Gymnasium „Friedrich Schiller“ verleihen. 1992/93 wurden die Thüringer Oberstufe ab 10. Klasse und die Qualifizierte Oberstufe (das Kurssystem) eingeführt.

Das denkmalgeschützte Schulgebäude ist derzeit mit seinem drei- bis vierzügig organisierten Schulbetrieb maximal ausgelastet.
 

Literatur: Klaus-Jürgen Winkler, Neues Bauen in Weimar, in: Wissenschaftliche Zeitschrift der Hochschule für Architektur und Bauwesen, Weimar, 38. Jg. (1992), Heft 3/4, S. 181-194.